WordPress oder Drupal – Was ist besser?
Ihr möchtet gemeinsam mit Freunden oder Kollegen eine Website erstellen zu der Ihr alle beitragen könnt? Vielleicht möchtet Ihr sogar eine Website erstellen auf der auch fremde Konten einrichten und Beiträge erstellen können? Wenn es um mehr als nur ein simples Blog geht, wird der Umfang der angebotenen Informationen rasch schwer überschaubar.
Um den Überblick zu behalten, braucht Ihr ein Content Management System. Doch welches Programm sollt Ihr wählen? Wenn Ihr Euch in Deutschland nach Empfehlungen erkundigt, werdet Ihr vor allem zwei Namen hören: WordPress und Drupal. Beide haben zahlreiche Fans. Beide haben ihre Vor- und Nachteile.
Was ist WordPress?
WordPress ist das derzeit am weitesten verbreitete Content Management System. Etwa 50% aller Webseiten mit CMS nutzen es. Das entspricht ungefähr 32% aller Webseiten weltweit. Es befindet sich bereits seit 2003 auf dem Markt. Als Open Source Programm wird es ständig weiterentwickelt und an sich verändernde Nutzeranforderungen angepasst. Es kann unabhängig von der Plattform eingesetzt werden.
Das erklärte Ziel der ursprünglichen Entwickler war es, ein elegantes, leicht anpassbares und benutzerfreundliches Content Management System zu erschaffen. Als Marktführer genießt WordPress auch einen besonders hohen Bekanntheitsgrad und ist vielen Nutzern bereits vertraut. Doch nicht in jedem Fall muss das bekannteste System auch das konkret geeignetste sein.
Was ist Drupal?
Drupal ist ein Content Management System und Content Management Framework. Sein Marktanteil unter den Webseiten mit CMS liegt bei ungefähr 4,6%. Bei allen Webseiten weltweit sind es etwa 2,3%. Es ist bereits seit dem Jahr 2000 auf dem Markt. Wie WordPress ist es eine freie Software unter der GNU General Public License und kann daher jederzeit durch den Nutzer an seine Anforderungen angepasst werden.
Auch Drupal ist unabhängig von der Plattform einsetzbar. Die besondere Stärke von Drupal liegt im Bereich der Social Software, die den Austausch zwischen Nutzern erleichtert. Trotz seiner hierzulande deutlich niedrigeren Verbreitung, hat es auch in Deutschland eine große Anhängerschaft und kommerzieller Support und Entwicklungsarbeit durch deutsche Firmen sind erhältlich.
Die gemeinsamen Voraussetzungen
Egal ob Ihr Euch für WordPress oder Drupal entscheidet, die Grundvoraussetzungen dafür, dass das CRM auf Eurem System läuft, sind dieselben. Ihr benötigt ein Webhosting Paket mit PHP und einer MySQL Datenbank. Beides ist in den meisten Fällen gegeben. Der erforderliche Arbeitsspeicher ist davon abhängig, wie hoch die Nutzerfrequenz ist und welche Zusatzmodule Ihr installiert. Allerdings ist bei WordPress mit einem höheren Speicherbedarf zu rechnen, als bei Drupal.
In der Version 2.8 hatte WordPress, vor allem auf 64-Bit Systemen einen auffallend hohen Speicherverbrauch. Ab Version 3.2 ist er wieder etwas niedriger. Dennoch werden weiterhin mindestens 128 MB RAM empfohlen.
Download und Installation
WordPress und Drupal sind Open Source Software Lösungen. Daher ist der Download bei beiden kostenlos. Allerdings bedeutet das nicht, dass Euch nicht später noch Kosten durch die Entwicklung und für die Nutzung der Seite entstehen. Ihr müsst lediglich keine Lizenzgebühr bezahlen um die Programme herunterladen zu dürfen.
Die Installationsgeschwindigkeit ist einer der bekanntesten Vorteile von WordPress. Der gesamte Vorgang dauert nur etwa fünf Minuten und ist sehr einfach. Ihr müsst lediglich auf das entsprechende Link klicken und dann den Anleitungen folgen, die auf dem Bildschirm erscheinen. Abhängig von Eurem Host und den von ihm verwendeten Scripts, könnt Ihr Euch das Erstellen einer Database und andere komplizierte Schritte möglicherweise ganz ersparen. Eine manuelle Installation ist ebenfalls möglich, dauert aber etwas länger als fünf Minuten. Auch hierbei überzeugt WordPress aber durch Schnelligkeit.
Auch Drupal ist einfach zu installieren. Ihr könnt die Installationsdatei von der offiziellen Drupal Webseite herunterladen. Die Installationsanleitungen sind gut verständlich und führen Euch ohne Schwierigkeiten durch den Prozess. Die Installationsdauer ist mit etwa zehn Minuten doppelt so groß, wie bei WordPress, aber keineswegs übermäßig lang. Wenn Ihr bereits klare Vorstellungen habt welche Funktionen Ihr auf Eurer Website nutzen wollt, könnt Ihr zudem eigens zugeschnittene Installationspakete auswählen. So bekommt Ihr bereits bei der Erstinstallation die passenden Module vorinstalliert.
Bedienerfreundlichkeit
Grundsätzlich lassen sich beide Programme bereits unmittelbar nach der Installation zur Erstellung von Beiträgen nutzen. Allerdings ist die Benutzeroberfläche von WordPress auf den ersten Blick deutlich leichter zu verstehen, wenn Ihr keine Programmierer seid. WordPress wurde ursprünglich als Blogsystem entwickelt und erst später zu einem CMS erweitert. Dementsprechend ist es auf Nutzer ausgerichtet, die in erster Linie bloggen und nicht programmieren wollen. Es ist kein technisches Vorwissen erforderlich, um es sofort nach der Installation als Blog zu nutzen.
Ein WYSIYWG Editor und intuitives Drag-And-Drop machen die Erstellung der ersten Beiträge einfach. Die Seite selbst könnt Ihr Euch von einem Profi erstellen lassen. Es gibt auch zahlreiche fertige Themes zur Wahl. Eine simple Website lässt sich, mit geringen Vorkenntnissen, innerhalb eines Nachmittages erstellen. Für komplexere Projekte ist allerdings deutlich mehr Zeit erforderlich.
Die Benutzeroberfläche von Drupal kann dagegen zunächst verwirrend wirken. Es braucht einige Zeit um sich damit vertraut zu machen. Danach ist die Software zwar ebenfalls nutzbar, doch um wirklich das tun zu können, was Ihr wollt, müsst Ihr noch einige Anpassungen vornehmen. Drupal ist auf Nutzer ausgerichtet, die über technisches Fachwissen verfügen und sehr individuelle Vorstellungen davon haben, wie ihre Website aussehen soll. Auch hier existieren auswählbare Themes, doch es wird davon ausgegangen, dass Ihr diese noch weiter anpassen wollt. Damit das Ergebnis wirklich gut aussieht, braucht Ihr entsprechende Kenntnisse und müsst viel Zeit aufwenden. Ihr könnt aber auch einen professionellen Entwickler anheuern, um die Anpassungen für Euch vorzunehmen. Somit ist der Aufwand bei Drupal deutlich höher. Es ist aber auch entsprechend mehr möglich und die fertige Website kann wesentlich beeindruckender aussehen, als es mit WordPress möglich gewesen wäre.
Jedes der beiden Systeme hat eine große deutschsprachige Nutzergemeinschaft, an die Ihr Euch um Hilfe wenden könnt, wenn Ihr bei der Anpassung auf Probleme stoßt. Hier erhaltet Ihr Ratschläge von erfahrenen Nutzern, die sich gemeinsam mit allen Funktionen des entsprechenden Systems auskennen. Dennoch solltet Ihr Euch eher an WordPress halten, wenn Ihr gänzliche Anfänger seid und einfach nur eine funktionierende Website wollt. Wenn Ihr vor habt ein sehr komplexes Projekt zu verwirklichen, bereits etwas Erfahrung habt und Euch als Programmierer weiterentwickeln wollt, ist Drupal mehr zu empfehlen.
Funktionalität
Beide Systeme bieten eine Auswahl unterschiedlicher Funktionen, die sich durch Installation zusätzlicher Software erweitern lässt. Bei WordPress wird hierfür die Bezeichnung Plug-Ins verwendet, während man bei Drupal von Modulen spricht. Sie ermöglichen die individuelle Anpassung des CRM Systems an Euer Webprojekt. Auch wenn beide Systeme hier eine gute Leistung bieten, ist Drupal deutlich überlegen. Es wurde von Anfang an dafür geschaffen auch große Webprojekte umzusetzen, die mehr als nur Content Management erfordern. WordPress ist dagegen ein Blogging Tool, das zu einem Content Management Tool erweitert wurde. Drupal bietet Content Types (Inhaltstypen), Blocks, Views (Ansichten) und noch weitere Funktionen, die sich an alle möglichen Webanwendungen anpassen lassen. WordPress kennt dagegen nur Standard Seitentypen, Posts und Pages. Das reicht allerdings auch für Blogs und einfache Webseiten vollkommen aus.
Zur Umsetzung eines Projekts in Drupal sind üblicherweise der Drupal Core, mehrere Module, ein Theme und selbst programmierte Elemente notwendig. Das gibt Euch mehr Möglichkeiten, kann aber auch leichter zu Programmkonflikten führen, wenn die Elemente nicht so zusammenarbeiten, wie sie es sollten. Bei WordPress besteht die Lösung, in den meisten Fällen, aus dem Wordpress Core, den erforderlichen Plug-Ins und dem Theme. Selbst erstellte Elemente sind möglich, kommen aber in der Praxis eher selten vor. Auch wenn Ihr mehrere Nutzerkategorien haben wollt, ist Drupal besser für die Umsetzung Eurer Pläne geeignet. Es ermöglicht die Einstellung individueller Benutzerrechte und den selektiven Zugriff auf als privat gekennzeichnete Inhalte. WordPress sieht dagegen ein Maximum von fünf Nutzerkategorien vor. Doch für die meisten Projekte ist das auch durchaus ausreichend.
Die Vielzahl an Funktionen und Kategorien in Drupal verstärkt seinen Nachteil bei der Benutzerfreundlichkeit. Viele Funktionen werden durch die Kombination mehrerer Module mit nur kleinen Funktionen erreicht. Dadurch gestaltet sich das Gesamtsystem sehr komplex und unübersichtlich. Wenn Ihr die Funktionen nicht unbedingt braucht und Euch Sorgen macht, dass sie Euch verwirren könnten, seid Ihr mit WordPress besser beraten.
Flexibilität durch Erweiterungen
Mit den richtigen Erweiterungen und Programmierer Kenntnissen ist in beiden Systemen die Anpassung an fast alle Bedürfnisse möglich. Da es sich um Open Source Software handelt, könnt Ihr jederzeit auch in WordPress neue Funktionen dazu programmieren, oder programmieren lassen. Aufgrund seiner großen Verbreitung und der geringeren Anwendung eigener Programmierung, hat WordPress zudem eine höhere Anzahl kostenlos verfügbarer Erweiterungen. Über 53.000 Plug-Ins und über 5.000 Themes sind gratis erhältlich. Drupal bietet über 39.000 Module und 2.500 Themes. Nicht alle Plug-Ins und Module sind jedoch aktuell und nützlich und die besten sind meistens nicht gratis erhältlich. Die Preise sind jedoch nicht hoch.
In WordPress könnt Ihr Plug-Ins direkt aus dem System heraus herunterladen und installieren. Da sie nicht weiter abgewandelt werden, sind ihre Nutzung und der Support einfacher. Bei Drupal müsst Ihr das System verlassen und das gewünschte Modul manuell suchen und installieren. Auch das kann für Anfänger etwas zu umständlich sein.
Wofür eignet sich welches System?
Neben Euren technischen Vorkenntnissen, solltet Ihr Euch auf jeden Fall Gedanken darüber machen wozu Ihr Euer CRM System einsetzen wollt, bevor Ihr Euch für eines der beiden Programme entscheidet. Wenn Ihr ausschließlich bloggen wollt, ist das zwar mit beiden möglich, WordPress ist jedoch vermutlich die bessere Alternative. Es wurde ursprünglich als Blogging Software entwickelt und hat noch heute seine größte Stärke in diesem Bereich. Bei Drupal müsst Ihr dagegen zuerst die entsprechenden Anpassungen vornehmen um es auf das Bloggen auszurichten. Ihr erhaltet zusätzlich viele Funktionen, die Ihr nicht benötigt und die Euch bei der Nutzung verwirren können.
Wenn Ihr eine Website erstellen wollt, kommt es darauf an wie komplex Ihr diese gestalten wollt. Für einfache private Websites ist WordPress durchaus ausreichend und einfacher zu benutzen als Drupal. Auch Webshops lassen sich in beiden Systemen mit den entsprechenden Erweiterungen gut umsetzen. Für komplexe Weblösungen mit vielfältigen Anwendungen und einer hohen Nutzerzahl, ist Drupal flexibler und bringt besser aussehende Ergebnisse. Daher wird es meistens für umfassende Publishing-Lösungen, Intra- und Extranet Anwendungen und Communities gewählt.
Auf jeden Fall solltet Ihr Drupal wählen, wenn Ihr eine mehrsprachige Website erstellen wollt. WordPress ist zwar in unterschiedlichen Sprachen erhältlich, aber darauf ausgelegt, dass auch Euer Zielpublikum die Sprache spricht, die Ihr bei der Installation auswählt. Es gibt Plug-Ins mit denen Ihr einzelne Posts übersetzen lassen könnt, aber keine echte mehrsprachige Lösung. Als Notlösung könnt Ihr allerdings mehrere Blogs in unterschiedlichen Sprachen erstellen. Bei Drupal müsst Ihr dagegen nur die entsprechenden Module installieren und schon läuft die mehrsprachige Website.
Sicherheit
Bei der Frage der Sicherheit der beiden Systeme gehen die Expertenmeinungen auseinander. Vor allem im englischsprachigen Raum werden meist beide als gleich sicher bezeichnet. Deutschsprachige Experten neigen dagegen dazu hier Drupal den Vorzug zu geben. In der Schweiz gilt WordPress sogar als ausgesprochen unsicher. Dies liegt jedoch vor allem an der größeren Verbreitung und dem geringeren Fachwissen der Nutzer.
Als der Marktführer unter den CRM Systemen, wird WordPress häufiger von Hackern angegriffen und Sicherheitslücken werden leichter entdeckt. Ihr könnt Euch aber effektiv schützen, indem Ihr Euer System durch regelmäßige Updates immer auf dem letzten Stand haltet. Mit den neuesten Sicherheitsupdates seid Ihr kaum anfälliger als mit Drupal. WordPress unterstützt Euch daher auch durch automatische Updates des WordPress Cores. Plug-Ins von Drittanbietern sind bei WordPress allerdings anfälliger als externe Module bei Drupal. Achtet darauf auch für sie Sicherheitsupdates zu installieren, sobald sie verfügbar werden.
Bei Drupal ist das Risiko eines Angriffs geringer. Trotzdem wird auch hier großer Wert auf Sicherheit gelegt und es gibt häufige Sicherheitsupdates. Auf der Website von Drupal veröffentlichte Sicherheitsberichte ermöglichen Euch einen Überblick über auftretende Sicherheitsprobleme und die ergriffenen Gegenmaßnahmen der Entwickler. Automatische Updates erfolgen aber nicht. Daher müsst Ihr selbst darauf achten, regelmäßig nach Sicherheitsupdates zu suchen und diese zu installieren. Solange Ihr das tut, habt ihr mit Drupal eine sicherere Lösung, als mit WordPress. Ohne die entsprechenden Sicherheitsupdates sind jedoch beide Systeme anfällig für Hacker und Schadsoftware.
Kosten
Kosten entstehen bei WordPress und Drupal vor allem für die Webseitenerstellung durch externe Experten. Zum Teil gehen sie aber auch auf kostenpflichtige Erweiterungen und Themes zurück. WordPress Websites sind meistens billiger, da weniger technische Fachkenntnisse erforderlich sind und die Erstellung häufiger selbst vorgenommen werden kann.
Zudem wird Drupal meistens für komplexere Projekte eingesetzt, die mehr und kompliziertere Programmierung erfordern. Daher kommt Drupal vor allem am Anfang teurer. Gerade bei komplexen professionellen Projekten lohnt sich die Investition jedoch langfristig, da Drupal Lösungen hier stabiler und leichter ausbaufähig sind.
Egal für welche Lösung Ihr Euch aber letztlich entscheidet, es ist nicht alles hoffnungslos verloren, falls es doch nicht die richtige war. Wenn Ihr im Nachhinein feststellt, dass Euer Projekt doch zu komplex für WordPress ist oder Drupal Euch bei der Anwendung doch zu sehr verwirrt, gibt es immer noch Möglichkeiten Eure Website von einem System zum anderen zu migrieren.